Sokrates vom Tierheim

* ca. 10.08.1986 + 14.09.2004

 

genannt: Sir Sokrates

 

 

 

 

 

Einen dicken gemütlichen alten Kater wollte ich haben, der auf dem Sofa liegt und schnurrt. Nur ein Roter sollte es nicht sein. Im Tierheim gab es einen schwarz-weißen, der mir gefiel. Groß und kräftig. Aber er war schon mal aus der Vermittlung zurückgekommen, weil er nicht in der Wohnung bleiben konnte. Das ging nicht. Auslauf ja, aber nicht mit Katzenklappe. Ich wohnte im Dachgeschoß.

 

Welcher könnte denn passen? Für die Wohnung, mit Freulauf so wie es paßt? Da lag er, auf einer Astgabel, und würdigte mich keines Blickes. Ein dicker, großer, roter Kater. Ich wollte keinen Roten.

 

Der Tag, an dem ich ihn zu mir holte war der 10.08.1992. Dieser Tag wurde auch sein Geburtstag. Er war zu der Zeit ungefähr 6 Jahre alt. Am Abend saßen wir in einer Wohnung und sahen uns an. Keiner wußte so recht, was er von dem anderen halten sollte. Wir wurden ein super Team. Ich konnte sogar mit Sokrates spazierengehen. Er lief mir hinterher wie ein Hund. Autofahren ging ohne Korb. Er blieb einfach sitzen.

 

Raus wollte er und kloppte sich mit allen anderen Katern der Nachbarschaft. Nach einer Woche war er der Chef der Straße. Zu Hause war er der gemütliche schnurrende Kater, den ich haben wollte.

 

An einem Freitag saßen wir zusammen auf dem Sofa. Sokrates war anders. Auch am Samstag und Sonntag. Er benahm sich merkwürdig, ohne daß ich es greifen konnte. Ich beschloß, am Montag mit ihm zum Tierarzt zu gehen. Irgend etwas stimmte nicht. Am Montagmorgen wurde ich wach von seinem Schreien. Ich stürmte aus dem Schlafzimmer und konnte ihn erst nicht finden. Er lag in seinem Katzenklo und konnte nicht aufstehen. Mein Sokrates, der reinlichste Kater Welt, lag in seinem Klo. Ich hob ihn heraus. Er konnte nicht stehen und schrie immerzu. Im Flur lag Kot.

 

Ich versuchte die Tierarztpraxis zu erreichen, während ich mich eilig anzog. Es ging noch keiner an das Telefon. Ich wußte aber, daß sie schon da sind und fuhr einfach los.

 

Sokrates hatte eine Thrombose im Bein. Bei Katzen gelingt es nur in seltenen Fällen, diese zu lösen und die Gefahr, daß sie wiederkommt ist sehr groß. Eine Woche Klinik, ohne große Prognose, eine Woche diese Schmerzen und die Gefahr, daß er eine erneute Thrombose erleidet, wenn er allein ist. Er sollte nicht leiden. Nicht immer muß und sollte man alle medizinischen Versuche und mehr wäre es nicht gewesen, machen. Er schlief in meinen Armen ein. Ich begrub ihn mit seinem Lieblingskissen im Garten.

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