Er kam, ich sah, er siegte

 

Es war einmal der 10.06.2008. ein ganz normaler Tag für mich. Ahnte ich doch nicht, daß an diesem Tag mit seinen Schwestern und Brüdern ein kleines, freches Hundebaby geboren wurde, das ich 8 Wochen später Paul nennen würde.

 

Ich war schon seit einem halben Jahr auf der Suche nach "meinem" Hund. Groß und schwarz sollte er sein, Schlappohren sollte er haben, frech und lebhaft sollte er sein. Ein richtiger kleiner Racker und ein Hund, mit dem ich was machen kann und der was machen will. Bis mir ein Foto von einem kleinen Labrador-Husky-Berner-Sennen-Mix keine Ruhe mehr ließ. Damit die liebe Seele Ruhe hat, rief ich an und fuhr hin.

 

Da war er. Der letzte Welpe aus dem Wurf. Schwarz mit Schlappohren, zwar nicht groß, aber das würde er ja mal werden und ein kleiner Ungedeih. Ich hatte meinen Hund gefunden oder hatte er auf mich gewartet?

 

Am 06.08.2008 nahm ich Paul mit nach Hause. Körbchen, Kissen, Kuscheltier und Spielzeug hatten wir mitbekommen und während der Fahrt saß der kleine Kerl neugierig auf dem Schoß meiner Mutter und blickte in die Welt.

 

Zu Hause angekommen, stürmte er bei Penelopes Anblick begeistert die Wohnung, während sie sich erstmal unter dem Sofa versteckte. Ich stellte ihm Wasser hin, das er trank, um sich dann den Wassernapf zu schnappen und ihn auszukippen. Penelope kam unter dem Sofa hervor, aber spielen wollte sie trotz all seiner Bemühungen nicht mit ihm und ich hatte Mühe, Penelope vor dem kleinen Nervzwerg zu bewahren. Gegen 22.00 Uhr legte er sich dann in sein Körbchen und schlief.

 

Ich war in der Nacht alle 2 Stunden wach und habe geschaut, was er macht. Paul hat einfach tief und fest in seinem Körbchen neben mir geschlafen, auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt. Er ist nicht ein einziges Mal aufgewacht, hat nicht nach seiner Mutter und den Geschwistern geweint und fremdelte auch ansonsten kein bißchen.

 

Am nächsten Morgen kam er fröhlich aus seinem Körbchen und das erste Bächlein landete auf dem Teppich. Selber Schuld, wenn ein Welpe 8 Stunden geschlafen hat, bringt man ihn erstmal raus und spielt nicht vorher mit ihm.

 

Im Büro fühlte er sich genauso wohl wie zu Hause und hat sich mit alledem beschäftigt, womit ein Welpe sich eben beschäftigt. Pflanzenkübel ausbuddeln, Papierkörbe leeren und den Inhalt zerfleddern. Klopapierrollen klauen und das Büro damit auslegen und was Welpen eben so machen.

 

An diesem sehr schwülen, heißen Tag, gab es am Nachmittag endlich den kühlenden Regen, der auch gleich eine Wasserschicht auf der Straße hinterließ. Paul, ganz Labrador, fand es toll, durch das Wasser zu planschen. Also habe ich ihm am nächsten Tag eine richtige Pfütze gezeigt und bin mit ihm an einen Badesee gefahren. Vom Parkplatz zum Strand habe ich ihn getragen, damit der Weg nicht so weit ist. Durch den Sand zu fetzen war schon klasse und dann sah er die große Pfütze und stürmte los. Mutig stürzte er sich in die Fluten - bis zu den Füßen.

 

Eine Wasserratte war geboren. Auch wenn er immer nur bis zum Bauch ins Wasser ging und erst mit 7 Monaten feststellte, daß man im Wasser auch schwimmen kann.

 

Jeden Tag sind wir irgendwo hingefahren, wo Paul ein bißchen rumtoben konnte. Er bestaunte Jogger und Radfahrer und lernte, daß diese gänzlich uninteressant sind. Auch den ersten Tierarztbesuch absolvierten wir. Paul sollte den Tierarzt ohne Erkrankung kennenlernen, damit er den Besuch dort als positiv empfindet.

 

Ich fuhr jeden Tag mit ihm ins Grüne. Er lernte Hunde allen Alters, Größe und Rasse kennen. Er lernte Fahrstuhl und Straßenbahn fahren. Durch meinen behinderten Bruder lernte er geistig und körperlich behinderte Menschen kennen und vor allem lieben. Auf einem Spaziergang trafen wir eine Frau im Rollstuhl mit ihrem Hund und gingen ein Stück zusammen, so daß er auch den Umgang mit Rollstuhlfahrern kennenlernte. Wir gingen in den Bürgerpark zu den Tiergehegen und Paul stellte fest, daß er Lamas interessant findet, Schafe ihm unheimlich sind und er Schweinen lieber ganz weit aus dem Weg geht. Pferde stellten sich nach eingehender Betrachtung als nicht sonderlich interessant heraus.

 

Im November, Paul war nun 5 Monate alt, gab es den ersten Schnee. Als am Abend der Garten mit Schnee bedeckt war, ging ich mit ihm raus. Zuerst stand er in der Tür und sah sich die weiße Pracht an. Dann schnupperte er kurz, dann ging er ein Stück und dann rannte er los. Mit der Nase voran durch den Schnee. Seine Begeisterung für Schnee war geweckt und Paul mutierte zum Husky. Es kann nicht genug sein und es kann auch nicht kalt genug sein. Schneeflocken fangen erwies sich allerdings als mühsames Unterfangen. Er schaffte es einfach nicht, sie alle einzufangen. So sehr er sich auch bemühte, es kamen immer Neue.

 

Im März 2009 war Paul 9 Monate alt, als wir für 2 Tage nach Sylt fuhren. Dort gibt es eine noch viel größere Pfütze mit Namen Nordsee und soooo viel Strand. Das Wort Nordsee hat sich Paul gemerkt.

 

Im Oktober fuhren Paul und ich eine Woche in den Urlaub. Eine Ferienwohnung an der Nordseeküste direkt am Deich außerhalb jeder Ortschaft hatte ich gebucht. Wir hatten Glück und es waren zu der Zeit keine Schafe mehr auf dem Deich vor dem Haus. Damit hatte Paul den Deich und das Marschvorland für sich alleine und konnte rennen und toben so viel er wollte. Nur die versprochene Nordsee, die war nicht da.

 

Paul ist ein fröhlicher, lebhafter Hund, der alle Menschen liebt, selbst die, die er noch gar nicht kennt. Ein bißchen wie ein großer Welpe. Er begleitet mich (fast) überall hin. Jeden Tag fahren wir irgendwohin ins Grüne, wo Paul laufen, spielen und schwimmen kann. Seine Leidenschaft sind Wasser und Schnee. Paul lernt gern und will auch immer wieder etwas lernen. Seine Spielsachen haben alle Namen und er kennt sie alle. Er hebt auf Signal Dinge auf und gibt sie mir in die Hand. Das kann sehr nützlich sein. Wir haben Agility gemacht und 2 Schnüffelkurse besucht, in denen Paul die Stöbersuche lernte.  

 

Paul apportiert gern, Paul schnüffelt gern und Paul sucht gern und das läßt sich auch im Alltag in den Spaziergang integrieren. Am liebsten ist ihm eine Frei-Verloren-Suche mit Apportieren. Unermüdlich sucht er seinen Dummy bis er ihn gefunden hat. Woher der Wind kommt ist ihm egal, ob überhaupt Wind da ist, ist ihm egal. Wie groß die Fläche ist, die er absuchen muß, ist ihm egal. Hauptsache er kann seinen Dummy suchen. Wir haben mittlerweile 4 verschiedene Kaninchenfell Dummys, die nur für die „Arbeit“ verwendet werden.

Paul fordert „seine Suche“ ein. Wenn es zum Ende des Spazierganges geht, setzt er sich hin und wartet darauf, daß ich den Dummy auslege. Das ist wiederum nicht einfach, denn mein Paul schummelt. Natürlich soll er nicht sehen, wo der Dummy liegt, er soll ihn ja suchen und nicht einfach nur anzeigen oder bringen. Wenn ich Paul absetze, um den Dummy auszulegen, verenkt er sich jedesmal den Hals, um mir hinterher zu sehen. Ich muß also immer versuchen den Dummy auszulegen, wenn er nicht schaut und werfen muß ich ihn, damit er nicht auf meiner Spur liegt. Nur meine Spur verfolgen ist ebenfalls langweilig. Und weil es so viel Spaß macht, passiert es auch mal, daß Paul hört, wenn der Dummy auf den Boden trifft und gleich losrennt, um ihn zu suchen noch bevor er das Signal bekommen hat oder er geht an meiner Hand vorbei und riecht, daß ich den Dummy gerade in der Hand hatte und schon rennt er los.

 

Das war ein kurzer Einblick in das schöne Leben von Paul, der der Hund ist, nach dem ich gesucht hatte.

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